Was von unseren Tierfreunden bleibt
An den Tag kann ich mich noch so genau erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Über Nacht hatte es geregnet. Draußen war es kalt und grau. Bei uns im Haus dafür ungewöhnlich still. Nur unsere Katze verlangte ihr Frühstück. Das machte uns sofort hellwach. Denn unser Kater fehlte. Wir machten uns sofort auf die Suche.
Alle Lieblingsplätze im Haus stellten wir auf den Kopf. Vergeblich. Ich spürte mein Herz schneller schlagen. Dann gingen wir nach draußen, einer rechts, einer links, die Straße entlang. Ich war noch nicht weit gegangen, als ich meinen Namen rufen hörte. „Karin, Merlin ist hier“. Langsam wendete ich mich um, und sah etwas neben der Straße im Rasen liegen. Ab jetzt ging alles ganz schnell und gleichzeitig unendlich langsam. Ich bewegte mich zu dieser Stelle hin, und da lag unser Merlin, und war ganz still.
Wie in Trance kniete ich mich nieder, und berührte den nassen, kalten Körper. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Spaziergänger blieben stehen und sagten uns liebevolle Worte. Ich nahm alles wie durch eine Nebelmauer wahr. Erst sehr viel später stellte sich rasender, ohnmächtiger, verzweifelter Schmerz ein.
Das ist ein Stück meiner Erinnerungen, die ich hier mit euch teilen möchte. Viele von euch haben diesen heftigen Schmerz, wenn ein Tierfreund geht, schon einmal oder öfter gefühlt. Und dabei ist es ganz egal, ob der Tod plötzlich und unerwartet kommt. Zu früh, oder nach langer Krankheit. Im jungen Alter oder nach einem wundervollen gemeinsamen Leben. Unser Verstand versucht, uns zu trösten, „vernünftige“ Argumente zu finden, warum es so kommen musste.
Aber unser Herz lässt sich nicht täuschen. Es rast und tobt, und ist unendlich verzweifelt.
Oft sind noch Fragen offen, Worte, die wir gerne noch gesagt hätten, oder Dinge, die sich für uns unerledigt anfühlen.
Warum aber schreibe ich all das hier?
Weil ich ganz fest davon überzeugt bin, dass wir mehr sind, als unsere Hülle, in der wir hier stecken. Das, was uns wirklich ausmacht, ist nicht fassbar und nicht wirklich (be)greifbar. Es ist all das, was übrigbleibt, wenn wir nicht mehr sind. Unser Kern, der den Tod unseres Erdenkörpers überdauert.
Während meiner Ausbildung zur Tierkommunikatorin und danach durfte ich zahlreiche Gespräche mit verstorbenen Tieren führen. So verschieden die Tiere waren, in welchen Körpern immer sie auch steckten, so hatten all diese Kontakte mit ihnen eines gemeinsam: sie lassen zwar ihren irdischen Körper zurück. Aber das, was ihr Wesen ausmacht, das, was wirklich waren und sind, das existiert weiter. Über alle Grenzen hinweg. Über Raum und Zeit.
In der Kommunikation mit unseren verstorbenen Tierfreunden können wir ihnen alle Fragen stellen, die uns quälen und belasten. Und bekommen darauf Antworten. Dabei ergeben sich oft Gespräche von unglaublicher Tiefe und Schönheit. Sätze, die uns lange begleiten, und uns helfen, den Verlust besser zu ertragen.
Nach dem Gespräch ist die Trauer noch immer da, und auch der Schmerz. Aber wir können wirklich fühlen, dass wir immer noch tief miteinander verbunden sind.
Lasst uns diese besondere Zeit, in der die Grenzen zur anderen Welt leicht und durchlässig sind dazu nutzen, an unsere Tierfreunde zu denken, die uns in eine andere Welt schon vorausgegangen sind. Mögen sie im Licht sein.