Freddy und die Rosen
Unser Garten grenzt an der Rückseite an ein kleines Wäldchen an. Seit vielen Jahr bekommen wir von dort aus ganz besonderen Besuch. Ein Rehbock und ein bis drei Rehgeißen springen ab und an in unseren Garten um sich auszuruhen, oder von bestimmten Gräsern zu naschen.
Anfangs war unsere Beziehung noch eine sehr vorsichtige. Die Rehe beobachteten uns sorgfältig, ihre Lauscher drehten sich im Wind, und in dem Moment, in dem sie ein Geräusch wahrnehmen konnten, nahmen sie auch schon ihre Beine in die Hand, und es ging wieder zurück, ins angrenzende Wäldchen.
Doch mit der Zeit bemerkten sie, dass niemand sich ihnen näherte, und dass wir immer eine freundliche und respektvolle Distanz zu ihnen einhielten. Das schien ihnen dann Sicherheit zu geben. Irgendwann durften wir uns bewegen, leise sprechen, und sie blieben unbesorgt stehen, oder liegen. Der Rehbock bekam irgendwann von uns den Namen Freddy.
Eine kurze Trübung stellte sich zwischen uns ein, als wir vor einigen Jahren begannen, Rosen im hinteren Teil des Gartens zu pflanzen. Wie von Geisterhand waren die Rosen, kaum hatten sie Knospen angesetzt, ratzeputz von ihnen befreit, und es waren nur noch die Stängel übrig. Zuerst war das alles ein großes Rätsel. Doch irgendwann war klar, der Besuch unserer Rehe steht im Zusammenhang mit den verschwundenen Rosenknospen.
Doch wie es eben so ist, ein Garten hat für Rehe eine andere Bedeutung als für uns Menschen. Sie nehmen ihn mit anderen Sinnen wahr. Und möchten ihn auch anders nutzen. So kamen wir dann zu einer guten Übereinkunft. Die unteren Zweige des Apfelbäumchens und einige Rosenstöcke stehen weiterhin für Freddy und seine Damen zur Verfügung. Zu schön ist es einfach, dass am Rand einer Stadt noch Rehe in einen Garten kommen. Zwei besonders schöne Rosenstöcke haben wir in den vorderen Teil des Gartens verpflanzt. Dorthin haben sich Freddy und seine Begleiterinnen noch nie verirrt. Und so ist ein friedliches Zusammenleben von allen gesichert.
Seit ich Tierkommunikation lerne, verbinde ich mich auch öfters mit Freddy und den Rehen. Sie haben mir übermittelt, dass unser Garten für sie ein Ort des Friedens und der Erholung ist. Ein Ort, an dem sie einfach sein können, ohne ständig auf der Hut sein zu müssen vor all den Gefahren, denen sie sonst ausgesetzt sind, wenn sie unterwegs sind.
So schön das ist, so sehr würde ich mir wünschen, dass ein Zusammenleben auch außerhalb geschützter Räume mit gegenseitiger Rücksichtnahme möglich ist. Was ich damit meine? Vorsichtiges und angepasstes Fahren mit dem Auto, sodass ein Bremsen für Tiere jederzeit möglich ist. Hunde nicht ohne Leine dort laufen zu lassen, wo auch Rehe, Hasen und andere Wildtiere ihr Zuhause haben. Respektvolles Nutzen der Lebensräume generell, denn wenn wir, wo auch immer, in der Natur unterwegs sind, dann betreten wir den Lebensraum der Tiere und Pflanzen und sind dort nur Gast.
Vielleicht magst auch du mithelfen, dass Freddy und seine Rehgeißen sich auch außerhalb unseres Gartens geschützt und sicher fühlen.